Fachkräftemangel und steigende Arbeitslosigkeit: Wie passt das zusammen?
Wie kann es sein, dass trotz des immer lauter werdenden Rufs nach Fachkräften die Arbeitslosigkeit steigt? Dieser scheinbar widersprüchliche Trend hat eine klare Erklärung: den sogenannten „Mismatch“. Das bedeutet, dass die Qualifikationen vieler Arbeitsloser nicht den Anforderungen der offenen Stellen entsprechen. Dies betrifft vor allem Langzeitarbeitslose und Menschen, die durch den Strukturwandel, etwa in der Automobilbranche, ihre Jobs verlieren und sich nicht einfach umschulen lassen können. Eine Einschätzung von Tobias Dietze, Geschäftsführer von DIEPA Personal.
Der Mismatch: Ein zentrales Problem
In vielen Branchen, wie der Pflege, Gastronomie oder dem öffentlichen Nahverkehr, fehlen dringend Arbeitskräfte. Doch die Qualifikationen der Arbeitslosen passen nicht zu diesen offenen Stellen. Zudem sind viele Menschen, die aus traditionellen Industrien wie der Automobilbranche kommen, für zukunftsträchtige Berufe nicht ausreichend qualifiziert. Die Lösung liegt in gezielten Qualifikationsprogrammen, die den Menschen helfen, sich auf die neuen Anforderungen des Arbeitsmarkts vorzubereiten.
Wirtschaftliche Folgen: Ein Teufelskreis
Die steigende Arbeitslosigkeit führt zu einer bremsenden Wirkung auf die gesamte Wirtschaft. Weniger Konsum bedeutet weniger Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen, was die Produktion weiter verringert. Gleichzeitig steigen die Sozialausgaben für Arbeitslosengeld und Co., während die Steuereinnahmen sinken – eine ungesunde Kombination, die das Wirtschaftswachstum weiter hemmt.
Besonders in Ostdeutschland sind die Folgen der Arbeitslosigkeit spürbar, was die ohnehin bestehenden regionalen Ungleichheiten verschärfen könnte. Hier ist schnelles Handeln gefragt, um der wirtschaftlichen und politischen Polarisierung entgegenzuwirken.

Lösungen: Qualifizierung und Flexibilisierung
Die Antwort auf diese Herausforderung lautet: Qualifizierung und Flexibilisierung des Arbeitsmarktes.
- Qualifikationsprogramme: Es ist entscheidend, dass wir mehr in Weiterbildung investieren. Diese Programme müssen direkt an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes ausgerichtet sein, um den „Mismatch“ zwischen den Fähigkeiten der Arbeitssuchenden und den Anforderungen der Arbeitgeber zu verringern.
- Flexibilisierung des Arbeitsmarktes: Der Arbeitsmarkt muss anpassungsfähiger werden. Dazu gehört unter anderem die Abschaffung von Beschränkungen in der Zeitarbeit, wie der Höchstüberlassungsdauer, die Unternehmen bei der schnellen Besetzung offener Stellen hindern. Auch Fachkräfte aus dem Ausland müssen einfacher integriert werden. Vereinfachte Anerkennungsverfahren und Sprachförderung sind hier essenziell.
- Moderne Arbeitsmodelle und Familienfreundlichkeit: Flexiblere Arbeitsmodelle wie Remote-Arbeit und der Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten können die Erwerbsbeteiligung steigern und damit mehr Menschen für den Arbeitsmarkt gewinnen. Das trägt auch dazu bei, strukturschwache Regionen zu stärken und Fachkräfte für diese Gebiete zu gewinnen.
Fazit: Gemeinsam die Spirale durchbrechen
Der Fachkräftemangel und die steigende Arbeitslosigkeit mögen auf den ersten Blick wie ein Widerspruch erscheinen. Doch mit entschlossenem Handeln und einer Kombination aus Qualifizierung, Flexibilität und besseren Rahmenbedingungen für Fachkräfte aus dem Ausland können wir diese Herausforderung meistern. Es ist an der Zeit, diese Spirale zu durchbrechen und den Arbeitsmarkt fit für die Zukunft zu machen. Packen wir es an!
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