Recruiting über Social Media: Erfolgsmodell, aber dennoch kein Selbstläufer

Recruiting über Social Media: Erfolgsmodell, aber dennoch kein Selbstläufer

Mit kreativen Recruiting-Maßnahmen, Augmented-Reality-Filtern und Social-Media-Effekten auf sich aufmerksam machen – angesichts der sich immer weiter öffnenden Schere zwischen Nachfrage und Angebot am Fachkräfte- und Talente-Markt müssen Unternehmen ihr Recruiting grundlegend verändern. Doch nicht alles, was beim Social Rekruitment glänzt, ist auch golden.

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Social Recruiting

Gedruckte Stellenanzeigen? Klingt schon fast so weit entfernt wie die Zeiten, als es „draußen nur Kännchen“ gab oder ein jugendlicher Thomas Gottschalk die Fernsehnation am Samstagabend auf der „Wetten, dass“-Ratebank begrüßte. Auch die Rekrutierung und die Rekrutierungsstrategien deutscher Konzerne und mittelständischer Unternehmen haben sich längst digitalisiert – und beschränken sich nicht mehr allein auf Websites und Karriereportale. Vor allem das Social Rekruiting hat sich in den vergangenen Jahren sehr dynamisch entwickelt. Und längst nicht mehr nur sprechen dabei Headhunter interessante Kandidatinnen und Kandidaten via Direktnachricht auf LinkedIn – und immer seltener auf Xing – an. Unternehmen stellen vielmehr sich, ihre Unternehmenskultur, ihre Ziele und Möglichkeiten der Mitarbeit offen auf sozialen Plattformen wie Instagram, TikTok oder Snapchat zur Schau.

Doch wie einst bei der guten alten Printanzeige kommt es auch im digitalen Kosmos darauf an, das Besondere eines Jobangebots charmant und gekonnt in Szene zu setzen und auf den Punkt zu bringen. Drei Dinge sind dabei besonders wichtig:

1. Die Stellenanzeige muss attraktiv gestaltet sein

Viele Personalmanager scheitern daran, weil ihre Anzeigen unauffällig und langweilig wirken. Ein ansprechender Ausschreibungstext ist entscheidend, um die Aufmerksamkeit potenzieller Kandidatinnen und Kandidaten zu gewinnen. Das gilt im Besonderen für die Generation Z, die medial „verwöhnt“ ist und sich ans schnelle Wischen auf dem Smartphone längst gewöhnt hat.

Die Aufmerksamkeitsspanne ist minimal, die Zeit zwischen „gefällt mir“ und „kann weg“ noch geringer. Daher der Rat: Statt monotoner Formulierungen sollten die kurzen Texte neugierig machen und zur Zielgruppe passen. Auch die visuelle Gestaltung ist wichtig: Text allein wirkt wie eine Wüste – staubig und trocken. Erst Bilder oder noch besser smarte Grafiken, die die Anzeige begleiten, sorgen für den visuellen Extrakick. Die Verwendung von lizenzfreien Bildern kann dabei helfen, die Anzeigen visuell aufzuwerten und mehr Aufmerksamkeit zu generieren. Zugleich werden so die Kosten reduziert – gerade für manch mittelständisches Unternehmen ein nicht unerheblicher Punkt.

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2. Direktansprachen müssen gekonnt und vorbereitet sein

Soziale Medien bieten den Charme, dass potenzielle Talente direkt erreichbar sind für Offerten. Doch Vorsicht: Viele Rekruiter machen den Fehler, Kontaktanfragen ohne vorherige Nachricht zu senden oder unpersönliche Standardnachrichten zu verschicken. Doch gerade beim Recruiting kommt es nicht auf Masse, sondern auf Klasse an. Erst eine individuelle und gut durchdachte Ansprache weckt das Interesse und hilft dabei, Vertrauen aufzubauen. 

Bedenken Sie: Die Nachricht kommt für die Angeschriebenen ja aus dem Off, da müssen Sie behutsam vorgehen und sich langsam vorantasten. Also erst kurz sinngemäß fragen: „Ich bin auf Sie aufmerksam geworden. Darf ich Ihnen, Herr XY oder Frau YX, in einer Folgemail mehr dazu erzählen?“ Und danach, bei einer positiven Antwort, mit näheren Details rausrücken. Das wirkt professionell und eben gerade nicht aufdringlich. 

Rekruiter sollten sich die Profile der potenziellen Kandidaten genau ansehen und Anknüpfungspunkte finden, die eine persönliche Ansprache ermöglichen. Dies zeigt, dass der Rekruiter sich wirklich für den Kandidaten interessiert und nicht nur eine Masse an Anfragen versendet. Und fassen Sie, aus Enttäuschung oder Selbstzufriedenheit, bitte nicht aggressiv nach  – ein „Nein“ ist ein „Nein“.

3. Mit kreativem und abwechslungsreichem Content überzeugen

Neben Stellenanzeigen sollten Unternehmen auch kreativen und abwechslungsreichen Content posten, um ihre Social-Media-Kanäle attraktiv zu gestalten. Ein Mix aus Unternehmensnachrichten, Bewerbertipps und spannenden Geschichten aus dem Unternehmensalltag hilft, das Interesse der Zielgruppe zu wecken und das Employer Branding zu stärken. Dabei ist es wichtig, die Inhalte auf die Interessen der Nutzer abzustimmen und regelmäßig neue Beiträge zu veröffentlichen. Der größte Feind aller sozialen Medien ist die Monotonie. Daher sollten sich Ihre Karriere-Posts in Inhalt, Tonalität, Länge und Aufmachung sowie der Einbettung verschiedener Medien von Fotos über kurze Videos bis hin zu Umfragen oder animierten Grafiken stets unterscheiden.

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Trend zum Filtern: Lustiges Social-Media-Tool, aber mit Vorsicht zu genießen

Gerade beim Recruiting wollen viele Unternehmen zeigen, wie modern und innovativ sie sind. Denn der erste Eindruck, der bei Bewerberinnen und Bewerbern entsteht, lässt sich in der Regel schwerlich revidieren. Das ist im Job so wie in der Liebe. Doch dabei sollten Unternehmen und speziell die Personalverantwortlichen einen Fehler nicht machen: überdrehen. Aktuell ist das etwa auf Instagram zu beobachten. Filter und Effekte gehören bei Instagram, Snapchat und TikTok dazu – etwa Katzenohren oder lustige Hasenzähnchen während der Osterzeit. Jetzt setzen auch zunehmend Unternehmen bei der Personalsuche auf die unterhaltsamen Tools: Darunter sind nicht nur hippe Sportartikelhersteller wie Adidas, sondern gerade der öffentliche Dienst von Polizei bis Bundeswehr, aber auch die Deutsche Bahn, die offensichtlich bei allen Internet-Hypes vorn mit dabei ist, aber im Regelbetrieb gerne mal zu spät kommt.

Ohne Frage bieten die AR-Filter eine nette Gelegenheit, via Smartphone schon mal die Polizistenuniform zu testen, ins Cockpit des Jagdfliegers zu steigen oder auf dem Fahrersitz eines ICE-Platz nehmen zu dürfen. Doch immer mehr Filter, die für Recruiting-Zwecke eingesetzt werden, wirken leicht überdreht. Die Unternehmen sollten hier im eigenen Sinn darauf achten, dass die Information Vorrang vor der Unterhaltung hat. Ein Job ist kein Videospiel. Die Mitte Juni veröffentlichte neue „SINUS-Jugendstudie“ etwa zeigt, dass viele aus der Generation Z sehr viel ernsthafter und differenzierter unterwegs sind, als häufig vermutet oder unterstellt wird.